Strassenbahnbetrieb in Bremerhaven

Etwas mehr als einhundert Jahre gab es im heutigen Stadtgebiet Bremerhavens eine Straßenbahn. Alles fing 1881 mit der Gründung der Bremerhavener Straßenbahn AG an. Nach Erteilung einer Konzession durch den Bremer Senat und das Landesdirektorium zu Hannover wurden insgesamt 6.812,10 m Gleis für eine Pferdebahn vom Bahnhof Geestemünde bis zur Wurster Straße in Lehe verlegt. Die Erteilung zweier Konzessionen war notwendig, weil zur damaligen Zeit Geestemünde, Lehe und Bremerhaven eigenständige Gemeinwesen waren und nur Bremerhaven bremisch war. Das Umland gehörte zum preußischen Hoheitsgebiet. Am 26. Juni 1881 konnte der Betrieb aufgenommen werden. 14 Wagen und 50 Pferde wurden bereits auf dem Gelände in Lehe untergebracht, das bis zur Einstellung des Betriebs als Straßenbahndepot dienen sollte.

1891 kam ein zweites Depot in Geestemünde hinzu. Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs wurde das Streckennetz sowohl in Nord- und Südrichtung stetig erweitert. Teilabschnitte wurden zweigleisig ausgebaut und selbst der neue Kaiserhafen war recht schnell Endpunkt einer Pferdebahn. Wenn man es genau nimmt, fuhr die erste elektrische Straßenbahn ab dem 21. August 1898. Akkumulatorentriebwagen wurden zunächst von der Karlsburg bis zum Zolltor Rotersand und kurze Zeit später darüber hinaus bis in den Hafen hinein eingesetzt. 

Triebwagen 74 auf der Geestebrücke Triebwagen 74 in den 20er Jahren auf der Geestebrücke

Die ungewöhnliche Antriebsart hatte den Vorteil, dass man auf störende Oberleitungen im Überseehafen verzichten konnte. Ab 1905 wurde der Betrieb einer elektrischen Straßenbahn mit Oberleitungen vorbereitet. Die Lieferung des notwendigen Stroms wurde mit Geestemünde und Lehe vertraglich geregelt. Noch bevor alle erforderlichen Konzessionen seitens der Behörden erteilt waren, wurde mit dem Bau der Oberleitung begonnen. Investitionen in das Schienennetz waren nur bedingt notwendig, weil es in weiten Teilen vom Unterbau so ausgelegt war, dass auch schwerere Fahrzeuge eingesetzt werden konnten. 1908 waren dann alle Bauarbeiten inklusive eines neuen Depots in Wulsdorf abgeschlossen. Von der Norddeutschen Waggonfabrik, Bremen, wurden 40 moderne Triebwagen mit geschlossener Plattform abgeliefert (vgl. Abbildung oben). Es folgten 1909 und 1915 jeweils 10 weitere Triebwagen. Dazu wurden neue Beiwagen in geringerer Stückzahl bestellt, denn die Pferdebahn- und Akkumulatorenwagen konnten in eigener Werkstatt zu Beiwagen umgebaut werden.